Glas ist ein normaler Bestandteil unseres Lebens und kommt überall vor. Egal, ob in Fenstern, Trinkgläsern oder Spiegeln – es erscheint uns als nichts Besonderes. Doch das war nicht immer so. Bis es zur Glasherstellung im großen Stil kam, ist viel Zeit vergangen.
Glasvorkommen in der Natur
Bevor Glas vom Menschen hergestellt wurde, gab es bereits einige natürliche Glasvorkommen. Zu dem sogenannten Naturglas zählen unter anderem Obsidiane und Tektite. Obsidiane entstehen, wenn Lava nach einem Vulkanausbruch besonders schnell auskühlt und sind entweder bräunlich oder aber auch klar.
Tektite, hingegen, entstehen, wenn Meteoriten auf die Erde einschlagen. Sie sind sehr klein und leicht und kommen in verschiedenen Farben vor.
Die Anfänge der Glasherstellung
Das erste vom Menschen hergestellte Glas war, wie die meisten bahnbrechenden Entdeckungen, reiner Zufall. Es kann zwar nur darüber spekuliert werden, wer als erstes Glas hergestellt hat, doch es ist klar, dass Glas zufällig bei der Schmelzung von Bronze entstanden ist. Bekannt ist, dass bereits die Ägypter bewusst Glas herstellten. Da das aber sehr aufwendig war, wurde der feine Werkstoff damals ausschließlich zur Herstellung von Schmuck verwendet. Etwas später verwendeten die Ägypter dann die sogenannte Sandkerntechnik, bei der zähflüssiges Glas über einen Sandkern gegossen wurde. Nach Abkühlen und Verhärten der Masse, wurde der Kern dann herausgekratzt.
Die Römer verbreiten das Glasertum
Die Römer gehören zu den wichtigsten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte. Natürlich haben auch sie einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Glasherstellung heute so verbreitet ist. Sie waren diejenigen, die die Glasherstellung von Ägypten nach Europa brachten und den Prozess verbesserten. Sie entwickelten einen Weg, um extrem hohe Temperaturen zu erzeugen, wodurch die Qualität des hergestellten Glases sich stark verbesserte. Es waren die Römer, die es 100 n. Chr. erstmals schafften, komplett farbloses Glas, wie wir es heute kennen, herzustellen. Die Römer waren so fortschrittlich, dass sie sogar begannen, Glas in kleine Maueröffnungen einzusetzen und somit die ersten Fenster zu erfinden.
Das erste maschinell hergestellte Glas
Bis Glas maschinell hergestellt werden konnte, vergingen noch viele Jahrhunderte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden in Frankreich erstmals große Glasplatten mit dem sogenannten Tischverfahren hergestellt. 1904 erfand Emil Fourcault dann die erste Glasziehmaschine, mit der Flachglas (Fensterglas) am laufenden Band hergestellt werden konnte. Etwa 13 Jahre später kam durch die amerikanische Libby-Owens-Gesellschaft noch eine weitere Technik auf den Markt, das Ziehverfahren.
Die beiden Entwicklungen von Fourcault und der Libby-Owens-Gesellschaft wurden 1928 dann durch eine weitere amerikanische Firma miteinander vereint.
Mitte der 1950er Jahre wurde die Glasherstellung nochmals revolutioniert. Das Floatverfahren, entwickelt von der englischen Firma Pilkinton-Brothers-Ltd., lässt es zu, dass große Mengen an Flachglas in ausgezeichneter Qualität hergestellt werden können. Das hatte zur Folge, dass fast alle Glashütten, die noch das Ziehverfahren nutzten, schließen mussten.
Es war also ein langer und beschwerlicher Weg, bis es das Glas, das wir heute kennen, gab. Die einzelnen Schritte in der Geschichte zeigen, wie lange es dauern kann, bis ein alltägliches Material, wie Glas entdeckt und vom Menschen perfekt hergestellt werden kann.
Quelle: Das Glaserhandwerk von Rudolf Stacherl, expert Verlag
Bild: @Maren Winter (iStockphoto #612253990)